Bereits seit 2010 arbeiten Vodafone, Deutsche Telekom und O2 am Mobilfunknetz der 4. Generation, besser bekannt unter „LTE“. Bislang konnten in den LTE-Netzen Datenübertragungsraten von bis zu 100 MBit pro Sekunde erreicht werden. Zur IFA 2013 stellten zwei der drei genannten Provider nun die nächste Evolutionsstufe vor, die sogar 150 MBit liefern soll.
Telekom schaltet den Turbo ein
Mit „LTE+“ verspricht der Konzern seinen Kunden nun noch höhere Datenraten. Spitzenwerte von 150 MBit seien ab sofort möglich. Ab Oktober plane man die Einführung neuer Tarife für Neukunden, die diese Geschwindigkeiten bereitstellen. Einige Bestandskunden profitieren bereits heute von der Umstellung. Jeder, der ursprünglich Tarife mit bis zu 100 MBit abschloss, wird automatisch auf die bessere Technik umgestellt. Im Gegensatz zu Mitbewerber Vodafone, kann sich die Abdeckung sehen lassen. Nahezu alle der 100 Großstädte, in denen mobiles LTE bisher schon verfügbar war, seien bereits modernisiert. Damit erreiche das Unternehmen rund 40 Prozent der Bevölkerung. Vodafone kündigte zwar schon einige Tage vor der Telekom an, ebenfalls 150 MBit anbieten zu wollen, kann dies aber erst in rund ein Dutzend Städten tatsächlich realisieren. O2 äußerte sich bis dato noch nicht zu etwaigen Plänen.
Kunden müssen unter Umständen umrüsten
Wer vom Speedupgrade profitieren möchte, benötigt mehr als nur den passenden Tarif beim jeweiligen Anbieter. Auch die Hardware muss kompatibel sein. Der Grund: „Herkömmliches“ LTE, mit maximal 100 MBit, basierte auf dem 3GPP-Release-Standard 8 in der Gerätekategorie 3 (CAT3). Praktisch alle aktuell erhältlichen LTE-Endgeräte unterstützen die Kategorie 3. Um die 150 MBit nutzen zu können, ist aber die Kompatibilität zur Kategorie 4 (CAT4) nötig. Einige neuere Sticks (z.B. Speedstick III) und Smartphones, sind für CAT4 schon ausgelegt oder können per Firmwareupdate fit gemacht werden. Dies ist allerdings eher die Ausnahme, so dass Interessenten auf jeden Fall prüfen sollten, in wie weit die vorhandene Hardware überhaupt geeignet ist. Unter Umständen wäre sogar der Kauf eines kompatiblen Neugerätes nötig.
Sinn und Unsinn des Highspeed-Rausches
Nicht nur beim LTE-Ausbau scheint es zwischen Vodafone und Telekom ein wahres Wettrüsten zu geben. Auch in Hinsicht auf die medienwirksame, maximale Datenrate, scheint der Kampf ums beste Netz entfacht. Mit LTE-Advanced könnten in 2-3 Jahren via Funk sogar Datenraten weit über 200 MBit erreicht werden. Allerdings erinnert die Zahlenschlacht etwas an den Markt für Digitalkameras, wo im Consumerbereich jahrelang der Kampf um die höchsten Megapixelwerte tobte, ohne das damit zwangsweise eine Verbesserung der Bildqualität einherging. Nicht vergessen werden sollte, dass die propagierten 150 MBit eine hypothetische Obergrenze markiert, die unter idealen Bedingungen möglich ist. Im praktischen Einsatz ist für Endkunden selbst die 100 MBit-Marke kaum erreichbar. Wie es im Alltag um das LTE-Netz steht, zeigte jüngst der Chip-Netztest 2013. In über 12 Städten waren Test-Teams unterwegs und prüften dabei alle LTE-Anbieter unter realen Bedingungen, welche den Nutzeralltag wiederspiegeln. Die schnellsten Werte lieferte die Telekom. Für einen kompletten Download ermittelten die Tester einen Wert von immerhin 76,6 MBit. Bei Vodafone und O2 pendelten sich Spitzenwerte bei 31 bzw. 33 MBit ein. Die Diskrepanz zwischen Werbebotschaft und Realität ist also nicht gerade unerheblich. Dennoch: LTE-CAT4 sollte mittelfristig helfen, die durchschnittliche Datenrate im LTE-Netz weiter zu steigern.
Verbraucher sollten sich allerdings erst einmal von der Illusion verabschieden, unterwegs permanent Datenraten von über 100 MBit zu erreichen. Zur „Kontrolle“ bieten sich spezielle Speedtests an, etwa auf lte-speedcheck.net, der nach Angaben der Entwickler speziell für den LTE-Standard optimiert ist. Alternativ auch speedtest.net von ookla.