Psssst, pssssssstttttt, willst du ein „MW2“ kaufen?! So leise und zurückhaltend war die Werbung für Modern Warfare 2 wohl doch nicht. Das war dann wohl eher die Sesamstraße, die unser aller Verhalten zur Reflektion von Werbung nachhaltig geprägt hat. Zugegeben, Infinity Ward war da wohl etwas lauter… Zu laut, wenn man das Ergebnis bedenkt. Aber im Gegensatz zu den Buchstaben der Sesamstraße verkaufte sich das Spiel wie geschnitten Brot. Alles in allem ein Stück aus dem Lehrbuch der Marketing Strategien zum Thema: Was muss ich verkaufen und wie ziehe ich das Interesse von Spielezeitschriften und Community auf mich.
Ein wirklich erstklassiger PR-Coup. Oder wie soll man das nennen, wenn dem armen Bowling im Vorfeld der Veröffentlichung Missgeschick um Missgeschick passiert und ihm immer dann eine kleine Neuigkeitzum Thema „Was ich euch nie über MW2 hätte erzählen dürfen, also sagt’s nicht weiter“ rausrutscht, wenn der Hype gerade nachlässt. Auch die schlechten Nachrichten konnte man der breiten Masse auf die Art schonmal unterjubeln, so dass sie aufgrund der unsicherheitsgetränkten Wartezeit besser vertragen, da schon halb akzeptiert wurden. Da fragt man sich doch im nachhinein, ob die PR-Abteilung einen ausgeklügelten Zeitplan im Gepäck hatte, in dem minutiös festgelegt war, wie lange vor dem Verkaufsstart was verkündet werden sollte… Und sollte die Kundschaft übel reagieren, gibt man so lange Beschwichtigungen und Dementis von sich, bis die nicht nur den Köder, sondern auch noch Haken und Senkblei verschluckt haben.
Da bleibt jetzt noch die Frage, was muss man verkaufen, um den durchschnittlichen Online-Shooter-Spieler an den Haken zu kriegen. Machen wir uns nichts vor: Dabei handelt es sich doch oft genug um ein männliches Exemplar der Gattung „Ich habe die anderen auch alle gespielt“, „Meine Freunde spielen das auch“, „Was alle spielen wollen, muss einfach gut sein“ oder „Was der kann, kann ich schon lange…“. Die „Ich will mit meinen Freunden spielen“ und „Ich habe nichts anderes zu tun“ gehen dagegen doch etwas unter…
Aber was reizt den testosterongesteuerten Freizeit-Ledernacken an diesem Spiel?! OK, man rennt über die Maps, ballert wild um sich, zeigt den anderen Mal, was für ein taffer Kerl man ist: „Hast du meinen K/D-Ratio gesehen?! Hast du? Na los, sieh ihn dir an!!! Und ich habe schon die AK47, einen Tag nach dem Erscheinen des Spiels!!! Hier, mein Screenshot.“Aber wie lange hält das vor, und bringt das wirklich Spaß auf Dauer? Ne, natürlich nicht.
Wirklich dran gekriegt hat man die meisten, indem man auf Suchtpotential a la „World of Warcraft“ setzt und die ganz primitiven Instinkte anspricht: Jagen und Sammeln! Ich jage meinen lieben Nächsten, und sammle wieder ein paar Punkte, ein neues Emblem, einen Rang. Was denkt ihr wohl, warum es „Prestige“ gibt?! Damit man mit seinem virtuellem Porsche protzen kann, ohne das die Sammelleidenschaft an Grenzen stößt. Hier ist Mann noch ein Mann und jagt alleine… Und sollte die Wumme nicht so gut in der Hand liegen, dann besorgt man sich halt per Cheat einen aufblasbaren Ferrari und gibt den anderen den Stinkefinger. Wer mag sich da noch als weicheiiger Teamspieler outen… Von mir mal abgesehen…
Und das, wo doch MW2 mit sooo vielen schönen Modi für Teamspieler daherkommt. Müssten wir da nicht alle glücklich zusammen spielen, uns am sanften Sound der „Zustandsänderer“ und den Stimmen unserer Mitstreiter im TS erfreuen? Oder ist IW vielleicht doch was schief gelaufen? Bietet MW2 wirklich die schon im Vorfeld viel gepriesene Möglichkeit zu einem Teamspiel, wenn man es oft nicht einmal schafft, die Lobby seiner Freunde zu joinen? Jede Menge Freunde spielen und es ist unmöglich, sich bei irgend jemandem einzuklinken? Und versucht man es gleich als Team, so bleibt bei der Spielesuche ständig jemand auf der Strecke…
Und wenn man es, allen Widerstände zum Trotz, endlich geschafft hat, was ist dann?! Feilen wir dann an unseren Taktiken und arbeiten gekonnt Strategien aus? Schwierig, sehr schwierig. Der Lebenszyklus eines Spielers ist aufgrund des hohen Spieltempos so kurz, dass man sich eben noch sicher war, drei Freunde als Rückendeckung zu haben, um Sekunden später vom Messer eines Kniferunners getroffen zu werden. Schade, dass man durch den ständig vorhandenem lauten Fluglärm und dem damit verbundenem Feuergeräusch der Bordwaffen seinen TS bis zum Anschlag aufdrehen muss, um die Flüche der soeben Verblichenen überhaupt hören zu können. Teamspiel… ja, ne, is klar… Das habe ich mir irgendwie anders vorgestellt, wie so vieles andere auch… Irgendwie hat das Spiel von einigem zuviel: Zuviele Ränge, zuviele Flugzeuge, zuviele Belohnungen, die jede Taktik zunichte machen können.
Erinnert sich noch jemand an den Spruch „Weniger ist mehr.“? Aber sie haben es geschafft. Die Verkaufszahlen beweisen es. Aber das eine sage ich euch: Mit mir nicht (mehr)! Das nächste Spiel von denen wird im Vorfeld auf Herz und Nieren geprüft, bevor ich dafür Geld ausgebe.
Quelle: modernwarfare.4players.de